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" VASANTHAM "
Projekt gegen Kinderarbeit in der Seidenindustrie
-Zuhause für Straßen- und Waisenkinder-
PROJEKTPARTNER
Organisation for Rural Development (ORD) Lakshmi Nagar, Velapadi Post,Tamil Nadu Distric, South India
ORT
Stadt Arni; Distrikt Tiruvannamai; Tamil Nadu
KONTAKTE
Leiter der Einrichtung: Sozialarbeiter C. Sathiaseelan,
SITUATION
Arni, eine Stadt mit etwa 40.000 Einwohnern ist ein Zentrum der südindischen Seidenindustrie. Etwa 100 Spinnereien und etwa 120 Seidenwebereien gibt es dort. Neben den Erwachsenen arbeiten auch schon 6 bis 7 jährige Kinder aus ärmsten Familienverhältnissen in den Seidenfabriken.
Die offiziell verbotene Kinderarbeit wird durch heimliche Beschäftigung und schlechte Kontrollen dennoch möglich. Zu Beginn unserer Projektkooperation waren etwa 7000 Kinder in den großen Seidenwebereien als Arbeitssklaven beschäftigt. Die Kinder hatten keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen, litten unter schwersten gesundheitlichen Störungen und waren der Willkür der Fabrikbesitzer vollkommen ausgeliefert. In Stoßzeiten musste rund um die Uhr, auch an Wochenenden, zu Hungerlöhnen gearbeitet werden.
Schon Zwölfjährige waren gesundheitliche Wracks. Dennoch mussten sie arbeiten, weil ihre Eltern aufgrund von Schulden oder bitterer Armut keine andere Möglichkeit sahen, ihre Familie ausreichend zu ernähren. Viele Waisen und Straßenkinder mussten sich ohne Erziehung und Bezugsperson und ohne Dach über dem Kopf mit Kinderarbeit durchschlagen.
PROJEKTBESCHREIBUNG
Seit Ende 1999 wird dieses Projekt, das sich gegen ausbeuterische Kinderarbeit vor allem in der Seidenindustrie einsetzt und Straßen-und Waisenkindern ein Zuhause und Bildung gibt, gemeinsam vom KINDERMISSIONSWERK AACHEN und dem FREUNDESKREIS EINE WELT; e.V., Mörlenbach, getragen. Kinder, die alleine auf sich gestellt waren, konnten Fürsorge und eine Schulausbildung erhalten.
Das "Vasantham- Kinderprojekt" hat nach Umwegen über verschiedene Häuser rund um die südindische Stadt Arni, die angemietet werden mussten und gewaltige Kosten für Mieten mit sich brachten, eine dauerhafte Bleibe durch die Errichtung des "Vasantha -Kinderzentrums" in Nesal, vor den Toren Arnis, gefunden. Das Gebäude wurde 2005 seiner Bestimmung übergeben.
Die Kosten für das Grundstück wurden vom FEW getragen, die Baukosten vom Kindermissionswerk Aachen übernommen.
STATUS
Etwa 350 Kinder aus ärmsten Dalit-Familien haben daneben von den Abendschulen und Nachhilfezentren für die arbeitenden Kinder, die unsere Partnerorganisation ORD in der Region Arni unterhält, profitiert. Zur Zeit sind 30 Kinder im "Vasantham Child Center" (Kinderzentrum) regelmäßig untergebracht und besuchen von dort aus die 6 umliegenden Schulen, die zwischen 5 und 14 km entfernt liegen, von der 3. bis 12. Klasse.
Die Altersspanne reicht somit von 7 bis über 18 Jahren. Von der Grund- über die Mittelschule, Schule für Polytechnik bis zum Gymnasium ist alles vertreten.
Seit kurzer Zeit besuchen auch 3 Studenten aus Vasantham die Hochschule, für die Studiengebühren und Lernmaterial übernommen wird.
SUBCENTER |
Alle Kinder kommen aus Dalit-Familien, die unter der Armutsgrenze leben; meist Halbwaise, bei denen das verbliebene Elternteil für den Lebensunterhalt arbeiten muss oder alkoholabhängig ist und die Kinder dann sich selbst überlassen wären.
Diese Kinder leben im Vasantham- Center und erhalten u.a. Obdach, Schutz, Ernährung, Medizin und Versorgung mit den Dingen des täglichen Lebens, Kleidung, Erziehung und Schulausbildung, Versorgung mit Lernmaterial und Unterstützung bei den Hausaufgaben.
Parallel dazu werden die Kinder in Hygiene, Gesundheitserziehung, Haushaltstätigkeiten und Mithilfe bei der Kochvorbereitung und im Garten unterwiesen. So werden sie allmählich in Alltagsfertigkeiten, die sie im späteren Leben brauchen, mit eingebunden.
All dies setzt für die permanente Betreuung von 30 Kindern unterschiedlichen Alters neben dem Leiter des Zentrums, dem Sozialarbeiter C. Sathiaseelan, einen größeren und motivierten Personalstab voraus. Weitere 9 Personen, darunter u.a. ein Fahrer, zwei Köchinnen, ein Hausmeister und Gärtner, Nachhilfelehrer usw. sind dauerhaft im Center beschäftigt und müssen bezahlt werden. Die Ehefrau des Leiters sowie die erwachsene Tochter des Ehepaares arbeiten als Lehrkräfte und Betreuer unentgeltlich mit.
Das Außengelände um das Haus wurde rasch mit Obstbäumen und Gemüsebepflanzt |
Regelmäßige Unterhaltskosten für Strom etc. sowie die laufenden Kosten für das Fahrzeug in Form von Reparaturen, Benzin und Versicherung werden vom FEW getragen.
DER SCHULBUS
Die teure zusätzliche Anschaffung eines neuen Schülertransport-Fahrzeuges war aus FEW - Mitteln nicht leistbar.
Dies hat nach umfangreicher Antragsarbeit dankenswerterweise die Schmitz-Stiftung, Düsseldorf, die sich seit 25 Jahren für nachhaltig wirkende Selbsthilfeprojekte engagiert, nach eingehender Prüfung aller Vorbedingungen und unter bestimmten Auflagen übernommen.
Das neue Fahrzeug ist ein robusteres Modell, das den indischen Straßenverhältnissen deutlich besser als der Vorgänger angepasst ist.
Nach vielen in Tamil Nadu tödlich verlaufenden Erkrankungen durch das Denguefieber-Virus in den letzten Monaten, haben auch im Center die hygienischen Präventionsmaßnahmen eine besondere Bedeutung erhalten. Beim geringsten Verdacht auf Erkrankungen wird sofort eine Untersuchung in einem der umliegenden Krankenhäuser veranlasst.
Das von der Schmitz-Stiftung finanzierte neue Transportfahrzeug, das eigentlich zur Schülerbeförderung an die umliegenden 6 Schulen im Dauereinsatz ist, leistet natürlich auch bei solchen Notfällen zuverlässig sehr gute Dienste.
WAS KONNTE BISHER ERREICHT WERDEN ?
Inzwischen hat sich die Zahl arbeitender Kinder rund um Arni deutlich verringert. Durch das Projekt "Vasantham" (Glückliches Zuhause) und dessen engagierten Leiter C. Sathiaseelan konnte aufgrund unermüdlicher jahrelanger Aufklärungsarbeit über die Notwendigkeit von schulischer Bildung, Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung und vor allem bei den Eltern geleistet werden.
Druck wurde auch auf die lokale Regierung ausgeübt, Kinderarbeit zu verbieten. Es konnte erreicht werden, dass die Kinderarbeiter am Wochenende nicht mehr arbeiten mussten und in die Obhut unserer Projektpartner geschickt wurden. Dort erhalten die Kinder bei schulischen Problemen Nachhilfe und werden in Gesundheitsfürsorge und alltäglicher Bildung unterrichtet.
Einige Eltern, die bereit waren, ihre Kinder aus der Kinderarbeit herauszunehmen, haben zinsfreie Kleinkredite erhalten, um eine Einkommensmöglichkeit für ihre Familie aufzubauen. Mit allen Anstrengungen wurde versucht, Kinder, die die Schule abgebrochen hatten, wieder einzugliedern.
Die Gesetzeslage sieht inzwischen 7 Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe vor, wenn ein arbeitendes Kind in einer Fabrik durch die doch sehr spärlichen Kontrollen gefunden wird. Die Fabrikbesitzer versuchen dies durch "Auslagerung" der Webarbeiten in "Heimarbeit" der Familien und damit Abgabe der Verantwortung zu umgehen. Hier setzt wiederum die Überzeugungsarbeit und die Hartnäckigkeit unseres Projektpartners an.
Zusätzlich zu dem "ambulanten" Einsatz gegen Kinderarbeit ist das "Kinderzentrum Vasantham" entstanden, das sich vorrangig den Straßen-und Waisenkindern unter den ehemaligenKinderarbeitern widmet. Hier bekommen sie Fürsorge und ein Zuhause sowie die Möglichkeit, eine der umliegenden Schulen zu besuchen. Hier wird ebenso darauf geachtet, dass die Kinder nicht nur ihre Hausaufgaben erledigen, sondern auch ausreichend Gelegenheit haben, unbeschwert zu spielen.
LOKALER BEITRAG
Ehemalige Zöglinge des Projektes, die jetzt erwachsen sind und auf eine abgeschlossenen Schul- und Berufsausbildung blicken können, zeigen ihre Solidarität und ihre Dankbarkeit für die ihnen zuteil gewordene Unterstützung, indem sie regelmäßige Besuche in der Einrichtung machen.
Sie spenden Nahrungsmittel, bieten unentgeltlich Sportangebote und Kurse in spezifischen Alltagsfertigkeiten an und motivieren die Kinder und Jugendlichen für den Schulbesuch durch ihren eigenen erfolgreichen Werdegang. Einige steuern auch einen Teil ihres Lohnes bei, um die Unterhaltskosten der Einrichtung mit zu finanzieren.
Dieser indische Eigenbeitrag zeigt in ganz besonders eindrücklicher Weise, wie hoch der ehemalige Einsatz für das eigene Kindeswohl wertgeschätzt wird, sodass man als ehemaliger Betroffener etwas zurückgeben möchte.
Auch in Zukunft hoffen wir auf die Weiterführung dieses Engagements.
UNTERSTÜTZUNG
Ein großer Teil der Finanzierung der laufenden Kosten für die schulische Betreuung wird alljährlich in beeindruckend engagierter Weise durch die STERNSINGERAKTION der Pfarreien Mörlenbach und Weiher geleistet.
Am Karsamstag 2023 erreichte uns die Schreckensnachricht, dass unser langjähriger Projektpartner C. Sathiaseelan, Opfer eines schweren Verkehrsunfalles wurde.
Der Unfall überschattete das vergangene Jahr im Kinderzentrum Vasantham. Neben der Sorge um den Gesundheitszustand und die Rehabilitation des ehemaligen Leiters, war die Situation im Projekt durch die gestrichenen Gelder des Kindermissionswerkes nahe zu unerträglich. Mit größeren FEW- Zuwendungen haben wir versucht, die Not etwas zu lindern.
Die Leitung des Kinderheimes hat aktuell dankenswerterweise die Tochter C. Sathiyaseelans, S.Vibhava Chitra, die eine fundierte pädagogische Ausbildung vorweisen kann und ihren Vater in letzter Zeit vor dem Unfall schon unterstützt hat, übernommen.
Inzwischen ist unser langjähriger Projektpartner C. Sathiaseelan wieder zuhause.
AUSBLICK
So zeigt die kontinuierliche jahrelange Förderung von "Vasantham", welche nachhaltigen Früchte unser stetiger Einsatz für diese so wichtige Maßnahme für die Zukunft indischer Kinder trägt und wie sich dadurch in fast zwei Jahrzehnten die Lebensbedingungen und die Zukunftschancen von Kinderarbeitern hoffnungsvoll geändert haben.
Viele haben uns dabei treu auf diesem Weg in vielfältiger Form begleitet, durch ihre unverzichtbare Mithilfe ermutigt, durch Patenschaften unterstützt und Visionen zu Realität werden lassen. Dafür gilt unser allergrößter Dank!
Dieses Kinderprojekt braucht aber auch weiterhin dauerhafte Unterstützung
Spenden Sie gezielt für dieses Projekt, um indischen Straßenkindern und ehemaligen Kinderarbeitern mit Bildung und Obdach eine Zukunftsperspektive zu geben.
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STAND: März 2024